
Dharavi
Mumbai, Indien. März 2009
Dharavi ist Mumbais größtes zusammenhängendes Slumgebiet. Schon früh wurde es mit der zunehmenden Trockenlegung der einzelnen Inselgruppen, die damals noch Mumbai bildeten, von Migranten aus ganz Indien besiedelt. Einst lag diese Region noch am Stadtrand von Mumbai, wurde aber von dieser umwachsen und findet sich heute in einer recht zentralen Lage wieder. Sie wird auf einer Fläche von etwas über 2 km² von einem Fluss und zwei Eisenbahnlinien begrenzt und beherbergt nach unterschiedlichen Schätzungen bis zu einer Million Einwohner. Liebevoll wird Dharavi aufgrund seiner Form und Lage auch Heart of Mumbai oder auch Little India genannt.
Neben Wohnungen gibt es in Dharavi ein großes und wichtiges Wirtschaftsleben, das sich hauptsächlich auf das Recycling von Reststoffen, daneben aber auch auf die Herstellung von Textilien und Tonwaren konzentriert. Im Nord-Westen des Slumgebietes liegen unzählige kleine Ein-Zimmer-Werkstätten, in denen Plastikabfall sortiert, geschrotet und anschließend wieder zu handlichen Formen verschmolzen wird, welche nun ihrerseits wieder weiterverarbeitet werden können. Säckeweise Aluminiumspäne werden hier bei großer Hitze verflüssigt und in Brikettformen gegossen, während nebenan Leder gefärbt und zum Trocknen ausgelegt wird. Wenige Blechhütten weiter liegen unzählige Töpfereiprodukte zum Trocknen aus, bevor sie inmitten der Gassen und Hinterhöfe auf großen Feuerplätzen ausgebrannt werden. Überall wird gehämmert, geschraubt, geschweißt und genäht. Denn Indiens größter Slum ist auch eines seiner pulsierendsten Gewerbegebiete. Mehr als ein Drittel der Menschen hier sind Einzelunternehmer. Dharavis 15.000 Kleinbetriebe erwirtschaften Schätzungen zufolge weit mehr als eine Milliarde US- Dollar im Jahr.
Mitte 2007 ging eine Meldung durch die Presse, dass Dharavi zum Verkauf stünde und es Pläne gäbe, die unzähligen Slumhütten abzureißen und die zentral gelegene Bodenfläche des Slums für wirtschaftliche Zwecke nutzbar zu machen. Und seither reißen auch Meldungen nicht ab, dass regelmäßig neu errichtete Wellblechhütten geräumt und anschließend zerstört werden. Man versucht bei der Stadtverwaltung so der ungehemmten Ausbreitung des Slums zu begegnen und Investoren für etwaige zukünftige Bauvorhaben zu locken. Regelmäßig werden diese Hütten aber über Nacht genau dort auch wieder aufgebaut und aus den Slumbewohnern sind längst Organisationen und Parteien hervorgegangen, die Mitspracherechte und Selbstverwaltung einfordern.